Pressemitteilung zum morgigen Protest-Frühstück und Container-Prozess am Amtsgericht Greifswald
Pressemitteilung – Greifswald, am 29. November 2022
"Containern" auf der Anklagebank:
Protest-Frühstück in Greifswald trotzt der Kriminalisierung
Anlässlich eines Gerichtsprozesses wegen „Containerns“ laden Aktivist!nnen der Klima-Gerechtigkeits-Bewegung am morgigen 30. November 2022 ab 09.30 Uhr zu einem Protest-Frühstück vor das Amtsgericht Greifswald ein. Gefordert wird ein Systemwandel hin zu einem bewussten und schonenden Umgang mit Ressourcen und die Entkriminalisierung von Menschen, die sich dem Wegwerf-Wahn in den Weg stellen.
Lebensmittel für die Tonne [1]
Laut einer Studie des WWF werden in Deutschland über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr weggeworfen. Fast 10 Millionen Tonnen dieser Lebensmittelabfälle wären vermeidbar. Viele der Lebensmittel werden schon in der Produktion oder in den Supermärkten weggeworfen und sind nicht wirklich schlecht. Sie werden weggeworfen, weil sie nicht verkauft werden können/dürfen oder den Qualitätsstandards des Supermarktes nicht mehr entsprechen. Trotzdem wären sie essbar. So sind laut einer Info der Verbraucherzentrale Hamburg zum Beispiel Eier ca. zwei Wochen länger haltbar, als das Mindesthaltbarkeitsdatum angibt.[2]
Dies bedeutet auch, dass jährlich 2,6 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche mehr bewirtschaftet werden, als nötig wäre. Das entspricht zusammen der Fläche von Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland. Hinzu kommen unnötig freigesetzte Treibhausgasemissionen in Höhe von 48 Millionen Tonnen.
Protest-Frühstück
Um Menschen vor Augen zu führen, wie viele Lebensmittel tatsächlich weggeworfen werden, möchte eine Gruppe von Unterstützer*innen am morgigen Mittwoch ein Protest-Frühstück vor dem Amtsgericht Greifswald veranstalten. Menschen sind eingeladen, vorbeizukommen und gemeinsam dort gerettete Lebensmittel zu frühstücken, oder sich Essen mitzunehmen. „Es ist verrückt, was alles weggeworfen wird. Einmal haben wir über 400 Eier gefunden. Alle noch gut. So etwas kann einfach nicht sein, wenn gleichzeitig Menschen auf dieser Welt nicht genug zu essen haben.“, sagt Josephine, die sich an der Container-Ausstellung beteiligen wird.
Für Klimagerechtigkeit ist ein Systemwandel erforderlich
„Wenn Menschen vereinzelt containern gehen, ist das ein Tropfen auf den heißen Stein. Es muss ein gesamtgesellschaftliches und auch politisches Umdenken stattfinden. Menschen müssen bewusster und weniger konsumieren. Aber auch unser Wirtschaftssystem muss sich ändern. Es darf nicht günstiger sein, Lebensmittel wegzuwerfen, als sie zu lagern, zu spenden oder zu verschenken. Profite dürfen nicht über der Versorgung von Menschen stehen.“, sagt Michelé, die ebenfalls einen Freispruch für die Angeklagte fordert und sich für ein Wegwerf-Verbot einsetzt.
Begleiterscheinung: Eil-Klage für Versammlungsfreiheit nötig
Ob das Protest-Frühstück wie geplant stattfinden kann, ist nun selber Teil eines Prozesse geworden. Der Landkreis Vorpommern-Greifswald und das Amtsgericht Greifswald versuchten, die geplante Container-Show zu unterbinden. Dagegen wehrt sich aktuell die Aktionsgruppe mit einer Eil-Klage. Inwieweit auch kreativer Protest vor einem Gericht statthaft ist, muss also nun noch das Verwaltungsgericht Greifswald heute im Laufe des Tages entscheiden.
Kontakt-Infos
Die Aktionsgruppe wird in den nächsten Tagen ansprechbar sein für Fragen und Berichte.
Presse-Rückfragen also gerne vor Ort oder schriftlich via:
ClimateJustice-Greifswald [äht] systemausfall.org
(Telefon-Kontakt ist möglich, bitte erfragen)
Pressemitteilung auch zu finden unter:
https://stadtimpuls.org/ClimateJustice/
Ticker: https://twitter.com/climate4justice
Quellen
[1] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/WWF-Studie-Das-grosse-Wegschmeissen.pdf
Info-Box
Warum "Klimagerechtigkeitsbewegung"?
Die Aktivist!innen betonen, dass es jetzt dringliche Aufgabe aller Generationen sein muss, ein "Klima der sozialen Gerechtigkeit" zu schaffen und sprechen dabei von einem Systemwandel. Das bedeutet, dass sowohl auf globale ökologische Krisen als auch auf lokale Herausforderungen im sozialen Bereich reagiert werden muss. Sie verbinden damit alle sozialen Kämpfe für ein emanzipatorisches und grenzenlos solidarisches Miteinander.