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Baumbesetzung für Alleenschutz - Aktivist:innen erklären den Baumnotstand!

Greifswald, am 08. Januar 2020

Baumbesetzung zur Rettung der Alleen in MV:

Forderung nach sofortigem Fällstopp und einer Baumschulden-Bremse!

Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung besetzten heute morgen symbolisch eine
Kastanie bei Greifswald und verhindern vorübergehend die Fällung des Baumes. Sie wollen
damit auf den eklatant hohen Pflanzschuldenrückstand des Landkreises Vorpommern-Greifswald
aufmerksam machen: „Die ignorante Haltung zu den Ersatzpflanzungen von Straßenbäumen in
unserem Kreis muss aufhören!“

Gestern begannen die Fällarbeiten der letzten Straßenbäume an der Kreisstraße in
Neuenkirchen bei Greifswald (ehemalige B96). 18 Rosskastanien sollen bis Ende der Woche
gefällt werden. Damit wird eine Allee auf einer Strecke von zwei Kilometern komplett
verschwinden. Anlass ist der Ausbau des Ostseeküstenradweges.

Pflanzschulden
Jahrelang wurde um die Bäume gerungen und die Argumente lassen sich in verschiedenen
Fachstellungnahmen nachlesen. Das nach wie vor ungelöste Problem sind allerdings die
Ersatzpflanzungen, auch für die nun zusätzlich entnommenen Bäume. Der Landkreis ist durch
gesetzliche Regelungen dazu verpflichtet, für jeden gefällten Baum Ersatzpflanzungen
vorzunehmen, um die Umweltfolgen zu kompensieren. [1]
Während andere Landkreise in Mecklenburg-Vorpommern so gut wie ausgeglichen sind, fehlen
allein an hiesigen Kreisstraßen knapp 5000 Bäume. Mit Blick auf alle Straßen im Landkreis dürfte
der Wert inzwischen sogar fünfstellig sein. Die Klimaaktivist:innen fordern den Landrat Michael
Sack auf, sich der Sache endlich anzunehmen und auf die regionalen Naturschutzorganisationen
zuzugehen, um die Pflanzschulden zeitnah abzubauen.
„Vielerorts wird der 'Klimanotstand' ausgerufen. Wir rufen heute den 'Baumnotstand' für unseren
Landkreis aus. Alle Fällungen sind auszusetzen, bis klar ist, wann der Pflanzrückstand komplett
ausgeglichen ist!“, so die Aktivistin Emma Zipation vor Ort.

Der Protest richtet sich auch gegen die Möglichkeit, sich von Baumschulden „freizukaufen“. Statt
Neu- und Nachpflanzungen in Auftrag zu geben, lassen die Verantwortlichen
Ausgleichszahlungen in einen Alleenfonds zu. Dort sammeln sich nun schon bereits seit Jahren
diese Einzahlungen ungenutzt. Auch durch die Fällungen der Kastanien in Neuenkirchen wird
sich diese Geldmenge weiter erhöhen, ohne dass es zu den notwendigen Baumpflanzungen
kommt. Mit diesem Mangel werden die tatsächlichen Umweltfolgen der Allgemeinheit
aufgebürdet.
„Das Denkmuster, nach dem sich Natur und Lebensraum kaufen lassen, gehört überwunden:
Bäume sind mehr Wert als die Kosten der Ersatzpflanzungen“, ergänzten die Aktivist:innen und
fassen ihren Protest zusammen mit „Systemwandel statt Klimawandel – kein Baum ist egal!“.
keinBaumistegal.png

Alleenschutz
Durch die mutwillige, ersatzlose Ausdünnung von Alleen verliert Vorpommern nicht nur wertvolle
Biotope am Straßenrand sondern auch ein prägendes Merkmal der regionalen Kulturlandschaft.
Da der Schutz der Alleen in der Verfassung des Landes M-V verankert ist [2] und die Untere
Naturschutzbehörde diesen Alleenschutz nun schon seit Jahren ignoriert, können die
Baumschulden als Verfassungsbruch gewertet werden. Diesen gilt es aufzuheben.
Trotz der Vorfreude auf den neuen Radweg bleibt die Kritik an der Baumaßnahme. Alternative
Entwürfe, mit denen die Straßenbäume hätten erhalten werden können, wurden nicht weiter
verfolgt. Umso mehr ist der Landkreis jetzt in der Pflicht, seiner Verantwortung für einen wirklich
fairen Ausgleich nachzukommen.

Presse-Rückfragen gerne vor Ort oder schriftlich via:
ClimateJustice-Greifswald@systemausfall.org
(Telefonkontakt ist möglich)

Ticker: https://twitter.com/climate4justice

Fußnoten:
[1] siehe „Schutz der Alleen“ unter §19 Naturschutzausführungsgesetz (NatSchAG M-V) und den
Baumschutzkompensationserlass
[2] siehe Artikel 12 der Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

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